Theologie ist eine phänomenal unsinnige Tätigkeit. Entweder man (meistens 'mann') ist gläubig oder man betreibt Theologie: Das eine schliesst das andere aus. Man könnte sogar argumentieren, Theologie sei ein Sakrileg. Die Muslime waren ursprünglich auf der richtigen Spur: Ist der Koran tatsächlich das Wort und die Schrift Gottes, darf man ihn nicht übersetzen. Doch dann übernahmen Männer. Seither wird ausgelegt, interpretiert, gelogen...
Dies führt dazu, dass die Theologen nicht nur die angeblich heiligen Schriften auslegen, sondern Gott selbst durchleuchten, analysieren und schliesslich durchschauen. So wissen viele von ihnen, dass Gott nie die Evolution als Mittel einer Entwicklung des Lebens geschaffen haben kann. Hat er nicht!
Zwar hat er dem Menschen Grips verliehen, so dass dieser zum Beispiel Statik verstehen und die Kuppel eines schönen Doms bauen, kann, der jahrhundertelang oben bleibt. Derselbe Grips hat zur Erkenntnis verholfen, dass sich das Leben per Zufall und Notwendigkeit über ein paar Milliarden Jahre bis zu unsereins hochgearbeitet hat.
Doch die Theologen wissen, dass das nicht stimmen kann. Die Bibel! Es fehlt ihnen die geistige Freiheit, die sechs Tage der Schöpfung als 6 Mal 666 Millionen Jahre zu begreifen (oder 600 oder 606 Millionen...) Gott, sagen sie, ist ewig. Falls dem so ist, sind 666 Millionen Jahre nichts. Der von Gott verliehene Grips hat heraus gefunden - oder schätzt -, dass das Universum etwa 13'800 Millionen Jahre alt ist. 666 Millionen wären davon ziemlich genau ein Fünftel. Bliebe man bei 7 Tagen Schöpfung und Ruhetag, würde ein Tag knapp 2'000 Millionen Jahre dauern. Warum nicht? Und klar, dann besteht noch die Möglichkeit, dass Gott vor dem gegenwärtigen Universum schon ein paar - oder unendlich viele - andere geschaffen hatte. Warum nicht? Er ist ja ewig! Und was da noch alles kommen kann nach uns!
Die Theologen legen ein rührendes Bemühen an den Tag, Gott zu verstehen. Das widerspricht dem Glauben. Der Glaube ist - oder wäre - die Fähigkeit, nicht verstehen, nicht begreifen zu wollen, sondern sich auszuliefern, hinzunehmen, was ist. Dafür gibt es die Mysthik - den Theologen suspekt, da zu persönlich, fast wie Sex. Wäre Theologie ernst zu nehmen, liesse sie sich auf einen einzigen Satz reduzieren: "Credo quia absurdum.". Ich glaube, weil der Glaube absurd ist.
Der Mensch will Wunder. Die Bibel und ähnliche Literatur liefert dazu reichlich Stoff. Das meiste davon wirkt reichlich primitiv. Übers Wasser marschieren, Tote zum Leben zu erwecken, himmelwärts zu fahren, wenig oder nichts zu jeder Menge Fisch und Wein zu strecken, in Zungen zu reden, die Jungfrau im Strahlenkranz zu sehen... Der Gott, der aussieht wie ein weisser Mann, der seinen Sohn im Stich und ans Kreuz nageln lässt? Der seit Jahrtausenden zuschaut, wie seine Geschöpfe auf übelste Weise zu Tode kommen?
Warum nicht etwas Neues bieten? Warum nicht das vom Hubble-Teleskop aufgenommene deep field betrachten und zu verstehen versuchen, was es heisst, dass jeder kleine Flex eine Galaxie mit ein paar tausend Millionen Sternen ist? Ein paar tausend Millionen Lichtjahre entfernt. Das ist nicht verstehbar. Es ist nicht zu erfassen, wie lang ein einziges Lichtjahr ist. Es ist nicht einmal zu erfassen, wie gross, schwer und heiss die Sonne ist, und die ist gerade einmal 8 Lichtminuten entfernt.
Warum nicht sich wundern über all diese unbegreiflichen Dinge? Warum diese nicht als erhaben sehen? Ehrfurcht vor dem was ist, auch wenn wir nicht wissen, warum es ist? Ja, warum nicht - wer es denn will - daran glauben, dass Gott dies alles geschaffen hat, dass er sich allerdings seither an seine Naturgesetze hält und sich einen Deut darum kümmert, ob katholische Priester vögeln oder nicht? Warum Zeit mit Erbsünde, Transsubstantiation und ähnlichem Mist vergeuden, wenn man darüber nachsinnen könnte, warum mathematische Formeln natürliche Vorgänge beschreiben, ob unser Universum das einzig existierende sei, und dass im ganz Kleinen Elementarteilchen wie aus dem Nichts auftauchen können, weil am Ende die Wirklichkeit aus Wellen und Feldern besteht?