Sklaverei war rechtens - und Völkermord?
Kodifizierte Niedertracht
Die Sklavenhalter im amerikanischen Süden errichteten nicht nur einen perfekten Apparat mörderischer Ausbeutung und Unterdrückung, sondern auch ein rechtliches Gebäude, das die Sklaverei legalisierte. Bereits im 17. Jahrhundert erliessen damalige Kolonien - auch im Norden - Gesetze über Sklaverei. So wurde diese früh auf Personen schwarzer Hautfarbe beschränkt. Weisse konnten sich zwar in Zwangsarbeit befinden, doch diese war befristet und nicht vererbbar. Oft hatten sich Einwanderer in Europa vertraglich zur temporären Knechtschaft verpflichtet, um die Reise nach Amerika abzubezahlen. Nach so und so vielen Jahren hatten sie ihre Schuldigkeit getan und kamen frei.
Nicht so die Schwarzen, die ohnehin nicht freiwillig gekommen waren. Sie waren von Anfang an zu lebenslanger Versklavung verurteilt, und ihre Nachkommen ebenfalls, auf ewig und immer. "Verurteilt" ohne Schuld, ohne Anklage, ohne Gericht, ohne Urteil. Es legt die rein rassistisch definierte Grundlage der Sklaverei offen, dass dieser nur Schwarze unterworfen waren.
Die rechtliche Absicherung der Sklaverei erreichte ihren infamen Tiefpunkt 1857, als das Oberste Gericht der Vereinigten Staaten befand, Sklaven könnten nie Bürger sein, hätten keine Rechte, die von Weissen (dem Kongress, Gerichten) geachtet werden müssten. Damit wurden sie auf den Status von Sachen reduziert. Das Oberste Gericht war von Südstaatlern dominiert, wie sich die USA insgesamt vor dem Sezessionskrieg (1860-1865) politisch und institutionell in der Hand des Südens befand. Das Gerichtsurteil von 1857 ist als der Fall "Dred Scott" in die Annalen der Niedertracht eingegangen.
Die Weissen missachteten nicht nur die Schwarzen, sondern auch die Ureinwohner des amerikanischen Kontinents. Doch im Gegensatz zur Sklaverei nahmen sich die Einwanderer nicht die Mühe, die Vertreibung und Ermordung der Indianer rechtlich abzusichern. Das mag damit zu tun gehabt haben, dass dieser Völkermord überwiegend in Gebieten stattfand, die als Territorien definiert waren und noch nicht den Status von Gliedstaaten genossen. Zwar wurden die Ureinwohner oft zur Unterschrift von Verträgen verführt oder genötigt, die von den Weissen jedoch selten eingehalten wurden, weder in den USA noch in Kanada.
Dieser Verrat der Weissen an den Indios ist zwar im kollektiven Bewusstsein nicht präsent, wird jedoch in den USA nicht bestritten. Davon zeugen viele Gedenktafeln quer durchs weite Land und viele offizielle historischen Darstellungen. In Kanada ist eine Art schlechtes Gewissen viel mehr verbreitet als in den USA. So wird zum Beispiel zu Beginn jeder öffentlichen Veranstaltung des Perimeter Institute für Theoretische Physik explizit anerkannt, dass sich diese wissenschaftliche Institution in Ontario auf dem Boden der Six Nations of the Grand River und anderer indigener Völker befindet.
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